Klinik für Anästhesie

Leistungsspektrum

Anästhesiologie

Die Anästhesiologie oder Anaesthesiologie ( aus dem Griechischen ἀν- an- „un-, nicht“ und αἴσϑησις aisthesis „Wahrnehmung“) als medizinisches Fachgebiet umfasst Anästhesieverfahren (Allgemein-, Regional- und Lokalanästhesie) einschließlich deren Vor- und Nachbehandlung, die Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen während operativer und diagnostischer Eingriffe sowie die Intensivmedizin, die Notfallmedizin und die Schmerztherapie.

Die entsprechende Berufsbezeichnung lautet Facharzt für Anästhesiologie (je nach Bundesland auch Facharzt für Anästhesie) oder in der Kurzform Anästhesist, bzw. Anästhesiologe. Er arbeitet mit Fachpflegekräften für Intensivpflege und Anästhesie zusammen.

Die Abteilung für Anästhesiologie der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis ist zuständig für die Versorgung der Betriebsstätten in Iserlohn und Menden. Im St. Vincenz – Krankenhaus versorgen sie die operativen Hauptabteilungen der Allgemein- und Visceralchirurgie und der Unfallchirurgie und Orthopädie. Zusätzlich bestehen eine HNO-Belegabteilung und ein Kooperationsmodell mit niedergelassenen Operateuren.

Anästhesieambulanz

In unserer Ambulanz führen wir vor einer Operation mit Ihnen ein Vorbereitungsgespräch, das so genannte Prämedikationsgespräch. Hier fragen wir Sie nach Ihrem Gesundheitszustand und untersuchen Sie. Besonders wichtig für uns sind Vorerkrankungen und bereits durchgeführte Operationen. Bitte beantworten Sie die Fragen in dem Ihnen bereits vor dem Gespräch ausgehändigten Informationsbogen so genau wie möglich, auch wenn Ihnen der Sinn mancher Frage im Zusammenhang mit dem Narkoseverfahren nicht sofort klar ist. Außerdem interessieren uns alle Medikamente, die Sie zur Zeit einnehmen. Auch Befunde von Ihrem Hausarzt sind für uns wichtig. In diesem Gespräch legen wir mit Ihnen das für Sie geeignete Narkoseverfahren fest und informieren Sie über die spezifischen Risiken. Bitte stellen Sie bei diesem Gespräch alle Ihnen wichtig erscheinenden Fragen.

Die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin im St. Vincenz -Krankenhaus in Menden ist für die primäre Schmerztherapie der operativen Patienten verantwortlich.

Eine individuelle Schmerztherapie ist Bestandteil jeder anästhesiologischen Betreuung bei allen operativen Eingriffen. Diese kann bereits bei der Medikation vor der eigentlichen Operation beginnen. Während der Operation wird die Schmerzausschaltung durch die speziellen Narkoseverfahren sichergestellt. Im Anschluss an die Operation wird die Schmerztherapie mittels unterschiedlicher geeigneter Methoden weitergeführt. Hierzu zählen individuell steuerbare “Schmerzpumpen” (PCA) zur Gabe von intravenösen Medikamenten sowie die Anwendung von so genannten “Schmerzkathetern” (siehe Regionalanästhesie) über die bei Bedarf oder auch kontinuierlich Schmerzmedikamente gegeben werden können.

Der Notarztstandort und das am St. Vincenz – Krankenhaus stationierte Notarzt-Einsatzfahrzeug stehen unter der organisatorischen Leitung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Die Notärzte rekrutieren sich zu jeweils einem Drittel aus den akutmedizinischen Fächern der Anästhesie, der Chirurgie und der Inneren Medizin.

Unsere eingesetzten Ärztinnen und Ärzte verfügen über die Zusatzbezeichnung “Rettungsdienst” der Ärztekammern und sind auf Grund ihrer breiten Ausbildung in der Anästhesie und Intensivmedizin besonders qualifiziert, Patienten notärztlich zu betreuen.

Die Klinik für Anästhesiologie stellt zwei Mitglieder der Leitenden-Notarzt-Gruppe Nord des Märkischen Kreises.

Die Klinik führt darüber hinaus theoretische und praktische Weiterbildungsmaßnahmen zur Ausbildung von Rettungsassistenten durch.

Die Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin stellt den Transfusions-verantwortlichen Arzt der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis.

Blutspenden sind ein nicht unbegrenzt verfügbares jedoch immens wichtiges Gut und bedürfen einer sorgfältigen und sparsamen Verwendung. Ihr Einsatz ist für den Empfänger mit einem zwar sehr kleinen, aber doch nicht auszuschließenden Risiko einer Unverträglichkeit oder einer Krankheitsübertragung verbunden. Aus diesen beiden wichtigen Gründen wird die Therapie mit Blut und Blutbestandteilen nur nach strenger Indikationsstellung vorgenommen und jeder Einzelfall unter Abwägung der Vor- und Nachteile individuell geprüft.

Außer der bluteinsparenden, operativen Technik unsere schneiden Fächer wird bei Bedarf das bei Operationen verlorene Blut gesammelt (Cell saver) und dem Patienten gewaschen zurücktransfundiert.

Anästhesiologie

Vor der Narkoseeinleitung wird Ihnen ein venöser Zugang, in der Regel am Unterarm oder Handrücken, angelegt. Über diesen erhalten Sie, nachdem Sie an den Monitor zur Überwachung der Herz-Kreislauffunktion angeschlossen wurden, die Narkosemedikamente. Sie verlieren rasch das Bewusstsein und werden später keinerlei Erinnerung an den weiteren Verlauf haben.

Nach dem „Einschlafen“ wird Ihnen ein Beatmungsschlauch (Tubus) in die Luftröhre eingeführt (Intubation) oder aber auf den Kehlkopf aufgesetzt (Larynxmaske). Damit sind die Atemwege gesichert und der Anästhesist kann während der Narkose ausreichend Sauerstoff zuführen. Während der gesamten Narkose kümmert sich ein Anästhesist um Sie. Er überwacht die Narkosetiefe und die lebenswichtigen Funktionen des Körpers und hält die Narkose aufrecht.

Wenn die Operation beendet ist, wird durch Ausstellen der Narkosemedikamente das Bewusstsein des Patienten wiederhergestellt. Der Beatmungsschlauch wird vor dem Erwachen des Patienten aus der Narkose bei ausreichender Spontanatmung entfernt. Anschließend werden Sie in den Aufwachraum oder – je nach Operation und vorbestehenden Erkrankungen – auf die Intensivstation verlegt.

 

Bei vielen Operationen ist es nicht erforderlich eine Allgemeinanästhesie durchzuführen. Eine schonende und elegante Form der Anästhesie stellen die Regionalanästhesieverfahren dar. Hierbei wird eine gezielte Schmerzausschaltung im Operationsgebiet erreicht. Besonders geeignet dafür sind Eingriffe an Armen, Beinen, Unterleib und Becken. Hierbei wird das Bewusstsein nicht ausgeschaltet, Sie sind also wach und atmen selbst. Auf Wunsch können Sie über Kopfhörer Musik hören oder auch ein leichtes Schlafmittel bekommen.

Rückenmarksnahe Verfahren

Nach der örtlichen Betäubung der Einstichstelle am Rücken im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule wird mit einer sehr dünnen Nadel der Rückenmarkskanal punktiert und ein Lokalanästhetikum eingespritzt. Das Rückenmark selber wird dabei nicht berührt. Die Wirkung setzt rasch ein, beginnend mit einem Wärmegefühl. Eine auftretende Bewegungseinschränkung der Beine ist dabei erwünscht. Die Spinalanästhesie kommt bei Operationen unterhalb des Bauchnabels zum Einsatz, z. B. bei Eingriffen an den Beinen, Hüften oder bei Leistenbrüchen. Im Bereich der Geburtshilfe ist die Spinalanästhesie das am häufigsten eingesetzte Verfahren zur Kaiserschnittentbindung.

Sie gehört wie die Spinalanästhesie zu den rückenmarksnahen Regionalanästhesieverfahren. Sie kann, im Gegensatz zur Spinalanästhesie, im Bereich der gesamten Wirbelsäule angewendet werden. Das Vorgehen bei der Periduralanästhesie entspricht dem bei der Spinalanästhesie. Der Unterschied besteht darin, dass die Injektion des Lokalanästhetikums nicht in das Hirnwasser erfolgt sondern in das Gewebe welches die harte Hirnhaut umgibt. Dabei werden die Nervenfasern, die dort verlaufen, blockiert. Die thorakale Periduralanästhesie (im Bereich der Brustwirbelsäule) in Kathetertechnik wird bei großen bauchchirurgischen Eingriffen (Operationen am Darm, am Magen) in Kombination mit einer Vollnarkose routinemäßig eingesetzt. Dies ermöglicht während und nach der Operation eine elegante Form der Schmerztherapie. In letzter Zeit haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass die Periduralanästhesie bei diesen Eingriffen neben der guten Schmerzbekämpfung auch weitere positive Effekte hat. Das Risiko einer Lungenentzündung oder eines Herzinfarktes wird dadurch gesenkt und die Patienten können früher mobilisiert werden. Gerade bei der so genannten „Fast track“ Chirurgie bei Darmoperationen (näheres siehe unter Chirurgie) spielt der thorakale Periduralkatheter eine besonders wichtige Rolle. Neben dem beschriebenen Einsatz bei großen Operationen wird der Periduralkatheter auch in der Schmerztherapie häufig eingesetzt.

Periphere Nervenblockaden

Bei Operationen an der Hand, am Arm oder der Schulter, z. B. in der Unfallchirurgie bei Knochenbrüchen oder in der Orthopädie, können die entsprechenden Nerven blockiert werden, entweder in der Achselhöhle (axillär), im Bereich des Schlüsselbeins (vertikal intraclavikulär) oder im Bereich der seitlichen Halsregion (interskalenär).

Das Nervengeflecht wird an den entsprechenden Stellen nach örtlicher Betäubung mit einem Ultraschallgerät und/oder einem Nervenstimulator aufgesucht.

Während man bei der Anwendung des Ultraschalls die anatomischen Strukturen sehen kann, sendet der Nervenstimulator schwache elektrische Impulse aus, die zu Muskelzuckungen führen. Mit beiden Verfahren oder ihrer Kombination, können die Nervenstränge sicher gefunden und die korrekte Lage festgestellt werden. Nach Gabe eines örtlichen Betäubungsmittels (Lokalanästhetikum) setzt innerhalb von 10-30 Minuten die Wirkung ein. Es kommt zur Gefühllosigkeit und zur Bewegungseinschränkung im Bereich der betroffenen Extremität.

Vor allem die interskalenäre Plexusblockade führen wir in Kathetertechnik durch. Hierfür wird ein dünner Kunststoffschlauch in den Bereich des Nervengeflechts gelegt. Über diesen Katheter können Ihnen Schmerzmittel verabreicht werden. Das heißt, dass nach besonders schmerzhaften Operationen im Bereich der Schulter und des Oberarmes eine frühe krankengymnastische Behandlung möglich wird.

Bei Operationen im Bereich der unteren Extremität können die großen Nerven mit Hilfe eines Ultraschallgerätes oder/und eines Nervenstimulators aufgesucht und dann durch die Gabe eines Lokalanästhetikums blockiert werden. Blockiert werden der N. ischiadicus und der N. femoralis. In Kathetertechnik werden die Verfahren z. B. bei Kniegelenksersatz eingesetzt.
Intensivmedizin

Die Behandlung auf der Intensivstation hat stets die Heilung des Patienten zum Ziel. Der Wille des Kranken ist die Richtschnur unseres ärztlichen und intensivmedizinischen Handelns. Alle technischen Möglichkeiten sind nur Mittel um Leben, Gesundheit, aber auch das Selbstbestimmungsrecht unserer Patienten zu erhalten. Am Ende des Lebens haben unsere Patienten ein Recht auf ein würdiges und schmerzfreies Sterben.

Die interdisziplinäre Intensivstation mit 8 Betten wird organisatorisch von der anästhesiologischen Abteilung geleitet. Ärztlich ist sie dabei für die operative Intensivmedizin zuständig. Die Intensivstation verfügt über acht Betten mit max. vier Beatmungsplätzen.

Allgemeine Fragen

In der Intensivmedizin werden Patienten mit schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Zuständen behandelt. Die Bemühungen um den Patienten sind hier besonders aufwändig und werden Tag und Nacht ununterbrochen fortgeführt.

Auf einer Intensivstation werden Patienten behandelt, bei denen lebenswichtige Funktionen des Körpers gestört sind. Hierzu gehören u. a. Störungen des Herzens und des Kreislaufs, der Lunge und der Atmung, des Gehirns und des Nervensystems, der Leber und des Stoffwechsels, der Niere und des Wasserhaushaltes oder der Gerinnungsfunktion des Blutes.

Auf unserer Intensivstation werden Patienten nach großen Operationen oder nach schweren Unfällen behandelt. Hinzu kommen auch Patienten, die plötzlich schwer erkrankt sind (z. B. schwere Infektionen) oder deren bestehende Erkrankung sich verschlechtert hat.

Rund um die Uhr werden die Patienten auf der Intensivstation von einem Team aus speziell in der Intensivmedizin ausgebildeten Pflegekräften und Ärzten betreut. Dieses Kernteam wird zusätzlich von Krankengymnasten, Logopäden, Mitarbeitern der Seelsorge und Mitarbeitern des Sozialdienstes ergänzt und unterstützt. Das Pflegeteam arbeitet in der Bezugspflege, das heißt eine Schwester/ein Pfleger betreut den Patienten während ihrer gesamten Arbeitsschicht.

Neben der Betreuung der Patienten auf der Intensivstation ist ein Notfallteam für die Versorgung aller akuten, lebensbedrohlichen Notfälle zuständig und über ein speziell eingerichtetes Notfalltelefon rund um die Uhr erreichbar.

Leider können wir durch die räumliche Enge nur wenige persönliche Gegenstände des Patienten aufbewahren. Wir möchten Sie aber bitten, eine Toilettentasche des Patienten mitzubringen. Dem Patienten ist es in der Regel angenehmer, mit vertrauten Pflegeartikeln versorgt zu werden.

Die Stationsärzte und das Pflegepersonal dienen Ihnen als Ansprechpartner, um Informationen über den Zustand und den Verlauf der Krankheit zu erhalten. Für uns ist es einfacher, wenn sich die Angehörigen auf einen Ansprechpartner verständigen. Dieser Ansprechpartner kann dann die Informationen im Kreise der Familie weitergeben. Dies erleichtert uns die tägliche Arbeit und ermöglicht uns eine gezielte Information. Diesem Ansprechpartner geben wir auch telefonisch Auskunft.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Nicht-Angehörigen keine Auskunft geben können. Solange wir Sie nicht persönlich kennen, werden unsere Auskünfte am Telefon auch sehr allgemein bleiben. Dies dient dem Schutz der persönlichen Informationen Ihres Angehörigen.

Besuchszeiten sind von 10:00 bis 12:00 Uhr und 15:00 bis 18:00 Uhr.

Wir bitten Sie, unsere Besuchszeiten einzuhalten, da Pflege-, Behandlungs- und Visitenzeiten vom Team eingehalten werden müssen. Ausnahmen können im Voraus abgesprochen werden.

Besuche am Bett sollten allein oder zu zweit stattfinden. Bitte nehmen Sie auch auf unsere anderen Patienten Rücksicht. Ein Mitarbeiter der Station wird Sie an das Krankenbett begleiten und kann Ihnen einzelne Fragen zum Gesundheitszustand beantworten.

Geburt

Ihre Hebamme ist die wichtigste „Schmerztherapeutin“ vor und während der Geburt. Nehmen Sie bitte an allen Vorbereitungskursen und besonders der Gymnastik teil. Der Unterschied ist wissenschaftlich bewiesen und er ist groß! Vertrauen Sie dabei auf die Ratschläge Ihrer Hebamme. Sie sorgt durch Lagerungen, Bäder, vieles andere mehr und nicht zuletzt durch Zuspruch für Ihr Wohlbefinden.

Manchmal wird ein Kaiserschnitt geplant durchgeführt. Dann haben wir lange genug Zeit, Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten zur Schmerzausschaltung zu erklären.

Manchmal muss es aber sehr schnell gehen und dann wäre es schön, wenn Sie sich vorher schon mal Gedanken gemacht hätten, damit wir das Ihren Wünschen entsprechende Verfahren durchführen können. Es gibt zwei Methoden, die rein medizinisch gesehen, als gleichwertig angesehen können. Diese möchten wir Ihnen kurz vorstellen, damit Sie sich besser entscheiden können.

  1. Bei der Vollnarkose wird das Bewusstsein durch Medikamente ausgeschaltet. Damit das Baby diesen Medikamenten möglichst wenig ausgesetzt ist, beginnen wir mit der Narkose erst nachdem alle vorbereitenden Maßnahmen wie Desinfizieren der Bauchdecke und steriles Abdecken abgeschlossen sind. Die Geburt Ihres Babys verschlafen Sie und meist empfängt Sie Ihr Partner*in im Kreissaal mit dem Baby nachdem Sie aus der Narkose erwacht sind. In Notfällen gibt es aus Zeitgründen manchmal keine andere Möglichkeit.

  2. Bei der Spinalanästhesie (ist so ähnlich wie eine PDA) wird nach einer örtlichen Betäubung der Haut mit einer sehr dünnen Nadel eine geringe Menge eines örtlichen Betäubungsmittels in den so genannten Spinalraum (weit unterhalb des Rückenmarks!) injiziert. Danach kommt es sehr schnell zu einer kompletten ungefähr 2-4 Stunden andauernden Schmerzausschaltung der unteren Körperhälfte. Das Baby wird durch dieses Medikament nicht beeinträchtigt und Sie sind während der Geburt wach und können Ihr Neugeborenes, nachdem die Kinderärzte es untersucht haben, schon im Arm halten. Viele Frauen bevorzugen dieses Verfahren und auf Grund unserer persönlichen Erfahrungen raten wir auch dazu, aber es bleibt natürlich Ihre persönliche Entscheidung.